Das Schwabencenter soll lebendiges Einkaufscenter und Begegnungsort bleiben!

 

So voll war das Schwabencenter schon lange nicht mehr! Über 150 Menschen waren am 18. Mai 2019 auf Einladung des „Wohnzimmers im Schwabencenter“ gekommen, um mit den Trommlern von Pica Pau, einem bunten Korso aus Einkaufswagen und einer Kundgebung für den Erhalt ihres Schwabencenters zu demonstrieren. Ihre Aktion „Fünf vor zwölf“ wurde von Bürgermeisterin Eva Weber sowie sieben Augsburger Stadträten unterstützt. Insgesamt 350 Menschen setzten sich mit ihrer Unterschrift für den Erhalt der Passage als Einkaufscenter und Begegnungsort ein.

„Die erste Unterschrift erhielten wir bereits um 8.00 Uhr in der Früh. Das war eine 94 Jahre alte Dame, die auf den Einkauf im Schwabencenter angewiesen ist“, berichtet Lisa Schuster von der AWO Quartiersentwicklung Herrenbach, Textilviertel und Spickel.  Sie engagiert sich im „Wohnzimmer im Schwabencenter“ und weiß, wie wichtig vor allem für ältere Menschen die Nahversorgung ist. Nachdem Rossmann die Passage verließ und Edeka gleichfalls seinen Rückzug angekündigt hat, stehen immer mehr Läden leer. So stand auf einem Demo-Plakat auch ein trauriges „Adieu Edeka, wir werden dich vermissen!“

Das Schwabencenter ist auch für die umliegenden Stadtviertel wichtig

Aber auch für die Schülerinnen und Schüler der Grund- und Mittelschule Herrenbach ist das Einkaufszentrum ein wichtiger Anlaufpunkt. In ihrer Ausstellung „Mein Wunschschwabencenter“ zeigen sie, welche Läden sie sich hier wünschen. Eine Tierhandlung und ein Imbiss stehen ganz oben auf ihrer Liste. Insgesamt leben 1.600 Menschen allein in den drei Hochhäusern am Schwabencenter und es liegt im Einzugsbereich der Stadtviertel Herrenbach, Hochzoll und dem Spickel. Um ihre Verbundenheit mit dem Schwabencenter zu zeigen, waren auch die Kirchengemeinden St. Matthäus und St. Andreas zum Aktionstag gekommen – sie servierten Kaffee und Kuchen.

Das Wohnzimmer ist der Dorfplatz

Für die Menschen im Wohnzimmer im Schwabencenter ersetzt ihr Begegnungscenter den fehlenden Dorfplatz. Ihr Beitrag zur Aktion „Fünf vor Zwölf“ war ein großer Flohmarkt. „Im Wohnzimmer entstehen so tolle Gespräche, wir haben Spaß und wir tauschen unser Wissen aus“, betont Albert, der alle zwei Wochen als „Elektroflüsterer“ kostenlos Elektrogeräte repariert. Außerdem sind Singen, Handarbeiten oder der Spieleabend ein gutes Rezept gegen Vereinsamung. „Die älteren Leute kommen ja nicht mehr so weit und freuen sich auf ihre Kanasta-Nachmittage“, berichtet Anneliese Blank, die einmal in der Woche im Wohnzimmer Karten spielt. Norbertine Klemm geht mindestens drei Mal in der Woche ins Wohnzimmer. Während sie fleißig Unterschriften für ein lebendiges Schwabencenter sammelt sagt sie „Wir freuen uns doch alle, wenn wieder Leben ins Schwabencenter kommt.“

Eva Weber: „Ich verspreche Ihnen, dass wir uns darum kümmern werden.“

„Ich bin überwältigt, wie viele Menschen heute gekommen sind“, sagt Lisa Schuster bei der Kundgebung. Besonders ein Satz ihrer Rede erhält viel Applaus: „Wir leben hier, wir kaufen hier ein, wir treffen uns hier – also brauchen wir hier auch eine Zukunft!“

Nachdem seit Jahren ein Umbau des Schwabencenters geplant war und immer mehr Läden die Passage verließen, wurde das Einkaufscenter vor wenigen Wochen an die Augsburger Immobilienfirma Solidas verkauft. Damit stehen die Pläne wieder ganz am Anfang. Bürgermeisterin Eva Weber betont in ihrer Ansprache, dass die Stadt Augsburg das Schwabencenter erhalten möchte – und zwar sowohl als wichtiges Einkaufscenter, als auch als einen Ort, wo „man sich begegnet und auch einmal miteinander ratscht“. Mit dem neuen Augsburger Eigentümer habe die Stadt einen guten Ansprechpartner. „Ich verspreche Ihnen, dass wir uns darum kümmern werden“, sagt sie.

 

 

Fotos: Wohnzimmer im Schwabencenter/ Cynthia Matuszewski. Auf den Fotos sind u.a. die Rednerinnen Eva Weber und Lisa Schuster zu sehen.